Als definitiv letzten Blog-Eintrag im Jahr 2020 möchten wir noch ein paar Updates mitteilen.
Bei allem Ärger und Problemen, die das Jahr 2020 auf verschiedene Weisen verursacht hat (manche Menschen waren gesundheitlich betroffen, andere durch die Lockdown-Maßnahmen, bei nicht wenigen sogar die wirtschaftliche Existenz bedroht), bot dank Home Office der Wegfall der täglichen Fahrerei zur Arbeit sowie das Fehlen ausgedehnter Urlaube im Ausland die Möglichkeit, sich voll auf die Übersetzung der fehlenden Bände konzentrieren zu können. Und so sind Band 2 und Band 3 kurz davor, veröffentlicht werden zu können.
Die Cover sind soweit vorbereitet, ebenso die Einträge für die Bücher und die Serie bei amazon bereits angelegt und Buch 3 war sogar schon einmal ganz kurz testweise live, um zu prüfen, wie lange der Freigabe-Prozess bei amazon zur Zeit dauert und ob es irgendwelche grundsätzlichen Einwände von deren Seite gibt.
Was jetzt noch fehlt sind die Rückmeldungen von zwei Korrekturlesern sowie die Beendigung meines eigenen letzten Korrektur-Durchlaufs auf Basis des ersten Testdruck-Exemplars.
Eine Antwort vom Autor Tom Campbell zu einem Begriff steht noch aus und die letzten drei besonders schwierigen Stellen wollen auch versorgt werden. Das folgende Beispiel, was mit „besonders schwierigen Stellen“ konkret gemeint ist, macht das Ganze vielleicht noch etwas anschaulicher:
In Kapitel 82 spricht Tom über die Art und Weise, wie TBC (der große Computer) die mögliche Zukunft berechnet und dabei natürlich auch die Handlungen der beteiligten Lebewesen berücksichtigen muss. Aus diesem Grunde existiert also in den Weiten von TBC eine Vielzahl von simulierten Abbildern von uns selbst. Tom hat in dem Kapitel diese Kopien als „virtual you“ bezeichnet.
„The phrase ‚everything that can happen does happen‘ implies that each of the possible representations of you – each virtual you – contained within each possible unactualized OS state vector represents the array of possible choices you could make at any particular DELTA-t.“
Der Begriff „virtual you“ klingt jetzt nicht unbedingt nach der schwierigsten Stelle in diesem Satz. Aber leider steckt die Tücke hier im Detail.
Würden wir diese Stelle mit „virtuelles Du“ übersetzen, hätten wir den Leser hier plötzlich geduzt. Nach 2 1/2 Büchern des Siezens vielleicht nicht gerade konsistent.
„virtuelles Sie“ klingt allerdings sehr merkwürdig, kollidiert auch noch mit den zahlreichen sonstigen „sie“ und „Sie“ in den umliegenden Absätzen und fiel bei allen Testlesern durch.
Die Übersetzung als „virtuelles Ich“ scheitert allerdings recht schnell an folgendem Satz:
„Although this simulated or virtual you makes all the same choices you are likely to make in a given situation, it is incapable of learning and changing its representation of you. It is not making free will choices.“
Wenn diese Bestandteile der Simulation einer möglichen Zukunft, die Sie und mich repräsentieren, ausdrücklich keinen eigenen freien Willen besitzen, dann ist der Begriff „Ich“, der mindestens einmal ein Ich-Bewusstsein impliziert, hier leider ebenfalls ungeeignet. Er hätte obendrein auch noch zu suboptimalen Sätzen wie diesem geführt:
„Die Formulierung „alles, was passieren kann, passiert“ impliziert, dass jede der möglichen Repräsentationen von Ihnen – jedes virtuelle Ich – enthalten in jedem möglichen unverwirklichten OS-Zustandsvektor, die Reihe möglicher Entscheidungen repräsentiert, die Sie während eines jeden einzelnen DELTA-t treffen könnten.“
Die Idee, statt „Ich“ vom „Selbst“ zu sprechen, klang zwar leicht besser, scheiterte aber letztlich am gleichen Problem, dass auch die Definition eines „Selbst“ sowohl in der Psychologie als auch im Allgemeinverständnis ebenfalls immer ein Ich-Bewusstsein impliziert.
Also kamen wir auf die Idee, den Begriff etwas freier mit „virtuelles Abbild von Ihnen“ bzw. „Ihr virtuelles Abbild“ zu übersetzen. Das klappte auch erstmal ganz gut, bis dann dieser Satz überarbeitet werden wollte:
„The virtual you is a reasonably accurate simulation or projection of the actual you.“
Dieser Satz wäre bei dieser Vorgehensweise dann also wie folgt zu übersetzen:
„Ihr virtuelles Abbild ist eine ziemlich akkurate Simulation oder Projektion Ihres tatsächlichen Abbildes.“
Das macht dann leider nicht mehr wirklich Sinn, denn das „actual you“ sind ja Sie selbst, also das Original mit freiem Willen. Und da standen wir also doch wieder vor der „Du/Sie“-Frage.
Und dann kam Hilfe in Form von unseren tollen Beratern für genau solche seltenen Fälle. Der erste (selbst öfters mit Übersetzungen von My Big TOE Videos beschäftigt) meinte direkt: Warum nicht von „Ihrem virtuellen Abbild“ sprechen und dann an der einen speziellen Stelle vom „tatsächlichen Ich“? Immerhin besitzt das Original ja einen freien Willen und Ich-Bewusstsein.
Das war schonmal ein großer Fortschritt. Der hübsche Gegensatz-Paar „virtual you“ ↔ „actual you“ wäre damit dann zwar kaputt, aber zumindest funktioniert der Rest.
Ein weiterer hilreicher Ratgeber (Oliver Tappe) und erfolgreicher Buchautor bestätigte diese Lösung als grundsätzlich schon einmal sehr schön, kam aber noch auf die Idee, statt „tatsächliches Ich“ besser „tatsächliches Selbst“ zu verwenden. Das Brainstorming führte dann noch weiter zur Idee, statt nur „Abbild“ vielleicht „Abbildselbst“ zu verwenden. Was mich zum Vorschlag „Selbstabbild“ brachte. Beides fanden wir dann allerdings in der nachfolgenden internen Besprechung doch etwas zu dick aufgetragen.
Aber beim nächsten Anlauf am Abend diese beiden vertrackten ersten Seiten von Kapitel 82 dann auf die neue Weise zu lösen, kam noch spontan ein schöner Einfall, der auf der „Selbstabbild“-Idee weiter aufbaute: Wie wäre es anstelle von „virtuelles Abbild von Ihnen“ lieber von „virtuelles Abbild Ihres Selbst“ zu sprechen? Der problematische Satz würde dann in der Übersetzung lauten:
„Das virtuelle Abbild Ihres Selbst ist eine ziemlich akkurate Simulation oder Projektion Ihres tatsächlichen Selbst.“
Und schon lebte damit auch das Gegensatz-Paar wieder auf. Ein weiterer Vorteil war, dass noch ein Problem wegfiel: Das Wort „replicated“ im Satzteil
„Each alternate or replicated you that…“ zu übersetzen war auch nicht so leicht.
Ursprünglich hatten wir uns für „Jedes alternative bzw. replizierte Ich/Sie/Selbst“ entschieden, da „vervielfältigt“, „kopiert“, „nachgebildet“ und andere Optionen aus verschiedenen Gründen rausgefallen waren. Das Wort „repliziert“ stieß aber bei Testlesern auf wenig Begeisterung, weil es als unnötig schwer zu verstehen bezeichnet wurde. Die Lösung war auch hier am Ende zum Glück einfach: dank der Einführung von „Abbild“ war der Kopie-Aspekt ja bereits enthalten und so konnte „repliziert“ ersatzlos gestrichen werden. Das Ergebnis lautete dann entsprechend ganz einfach:
Jedes alternative Abbild Ihres Selbst, welches…
In solchen Momenten ist es auch wieder schön zu erleben, dass wenn man einmal eine gute Lösung gefunden hat, diese gleich weitere Probleme en passant mitlösen kann.
In diesem Sinne und bevor das Jahr bald rum ist, wünsche ich allen Lesern einen guten Rutsch in ein gesundes und wachstumsreiches Jahr 2021.
P.S.: Wenn Sie noch eine ganz andere Lösung für das Problem parat haben sollten, dann lassen Sie uns das gerne weiter unten in Form eines Kommentars oder über unsere Feedback-Seite wissen.