Das ist natürlich nicht gerade das, was man hören möchte, nachdem man sich monate- bzw. genau genommen sogar jahrelang zu dritt mit dem Text und jedem einzelnen Satz intensiv auseinandergesetzt hat.
Um vielleicht auch hier für etwas mehr Transparenz zu sorgen, möchten wir im Folgenden auf die möglichen Ursachen eingehen:
- Das Thema an sich ist alles andere als einfach.
- Die im Buch vorgestellten Ideen, Konzepte und Modelle sind teilweise sehr revolutionär und fremdartig und damit extrem gewöhnungsbedürftig.
- Die Formulierungen im Original sind oft langatmig und verschachtelt.
Vorab: wir wagen die Behauptung, dass die deutsche Version etwas leichter zu verstehen sein dürfte, als das englische Original, weil wir an diversen Stellen die Struktur der Sätze optimiert haben, unklare oder nicht eindeutige Formulierungen klar und eindeutig gemacht haben. Teilweise nach Rücksprache mit dem Autor, weil sich uns allen dreien die genaue Aussage eines Satzes im Buch auch nach mehrfachen Anläufen immer noch nicht erschloss. Aber der Reihe nach…
1. Das Thema an sich ist alles andere als einfach
Wie schon erwähnt behandelt ein Buch, welches die Natur der Realität vollständig beschreibt, d.h. auch Phänomene außerhalb unserer anfassbaren gewohnten Umgebung miteinbezieht, per se kein leichtes Thema. Philosophie-Bücher haben nicht gerade den Ruf, sich leicht zu lesen. Physik-Bücher ebenfalls nicht. Wenn dann noch Bewusstsein, Metaphysik und der Ursprung aller Existenz dazukommen, wird es sicherlich nicht leichter, die verwendeten Fachbegriffe werden nicht gerade weniger und auch die Teminologie generell nicht gerade einfacher. Wenn dann en passant auch noch die bisherigen (scheinbaren) Widersprüche zwischen Quantenphysik und Relativitätstheorie aufgelöst werden, dann wird der Denkapparat des geneigten Lesers natürlich etwas mehr gefordert, als bei einem durchschnittlichen Roman.
2. Die im Buch vorgestellten Ideen, Konzepte und Modelle sind teilweise sehr revolutionär und fremdartig und damit extrem gewöhnungsbedürftig.
Mit den Eigenheiten des Bewusstseins beschäftigt sich allenfalls die Psychologie und das aus Sicht des großen Gesamtbildes auch nur mit einem kleinen Ausschnitt davon. Auch wenn am Ende – nachdem man das Buch einmal durchgearbeitet und verstanden hat – alle Einzelteile zu einem großen, wunderschönen und letztlich auch einfachen Gesamtbild zusammenfallen, so stellt Thomas Campbell in seiner Trilogie zwangsläufig auch Modelle und Gedankenkonstrukte vor, die einem beim ersten Lesen extrem fremdartig und ungewohnt vorkommen, weil man sich über so etwas noch nie zuvor Gedanken gemacht oder gar darüber gelesen hat. Auch das trägt natürlich nicht gerade zu einem schnellen Lesefluss bei.
Um es klar zu sagen: man muss kein Mathegenie sein oder die Relativitätstheorie verstanden haben, um den Konzepten dieses Buches folgen zu können. Aber manche Ideen sind einfach so fern unserer gewohnten alltäglichen Realität, dass man sich erst in sie reindenken muss. Manchmal muss man auch einfach weiterlesen, ohne etwas 100% verstanden zu haben. Der Autor holt einen oft zu einem späteren Zeitpunkt erneut ab oder schickt einen in seltenen Fällen auch zu einem bestimmten Kapitel zurück, wenn ein besonderes Detailverständnis wirklich einmal zwingend erforderlich sein sollte, um seinen weiteren Ausführungen folgen zu können.
Doch trotz dieser Herausforderungen bleibt das Gesamtbild am Ende einfach und überschaubar. Und da die Theorie auch lediglich auf genau zwei Grundannahmen aufbaut und alles weitere durch logische Schlussfolgerungen herleitet, erfüllt sie alle Anforderungen, die Albert Einstein an eine gute wissenschaftliche Theorie gestellt hat. Und Tom bestätigt insbesondere den eher rechtshirnlastigen (kreativ & künstlerisch veranlagten, mehr intuitiv als logisch vorgehenden) Menschen, dass man die zentrale Botschaft des Buches auch gut auf eine intuitive Weise verstehen kann ohne dafür jedes logische Argument im Buch vollständig verstanden haben zu müssen. Wer aber als eher linkshirnlastiger (analytischer, auf Einsatz von Logik und Verstand bestehender) Mensch jeden einzelnen Schritt logisch nachvollziehbar erklärt haben möchte, der wird hier nicht zu kurz kommen. Gerade bei so einem außergewöhnlichen Thema ist Skepsis besonders angebracht und der Anspruch, nicht Dinge einfach nur „irgendwie glauben“ zu müssen, um dem Buch folgen zu können, absolut berechtigt. Die Leistung des Autors besteht darin, dass ihm genau dies gelungen ist. Ledlich der erste Teil des ersten Buches, in dem Tom seine Biografie beschreibt, stellt hier eine Ausnahme dar, denn ob sich die Dinge in seinem Leben genau so zugetragen haben, kann man natürlich als Leser (insbesondere ohne eigene spirituellen Erfahrungen) nur sehr bedingt überprüfen. Die restlichen 5 Teile seines Werkes benötigen aber ausdrücklich keinerlei seltsame Glaubenssätze und keine ungewöhnlichen Verrücktheiten, sondern leiten jeden Aspekt logisch aus der beiden Annahmen her.
3. Die Formulierungen im Original sind oft alles andere als einfach.
Wer auch nur ein Video mit Thomas Campbell gesehen hat, weiß, dass er kein Mann weniger Worte ist. Er selber ist übrigens der Erste, der das zugibt und reißt auch gerne mal einen Witz darüber.
Allerdings ist das Resultat, dass sich auch im Buch oft sehr lange und verschachtelte Sätze wiederfinden. Dies stellt uns als Übersetzer natürlich vor die Frage, ob wir jetzt das Buch „nur“ übersetzen und den Stil (mitsamt Tonalität und Humor) des Autors möglichst original ins Deutsche transportieren wollen. Oder ob wir uns dazu berufen fühlen (uns damit in gewisser Weise anmaßen), Sätze auch einfach umzuformulieren. Was zudem das Risiko birgt, dass dabei auch durchaus einmal der Sinn oder zumindest die Betonung verändert werden könnten. Wir haben uns meist dafür entschieden, das Buch so nah am Original wie möglich zu übersetzen.
Wenn Tom es allerdings zu weit getrieben haben sollte und man an einer Stelle auch einfach mal einen Punkt anstelle eines Kommas setzen und dann mit einem neuen Hauptsatz weitermachen konnte, dann haben wir das natürlich getan. Genauso, wie wir unklare Bezüge – teilweise nach Rücksprache mit Tom – dann im deutschen durch eine Formulierung mit einem eindeutigen Bezug ersetzt haben. Und so manchen Satz, der wirklich extrem schwer zu lesen war, haben wir mit Hilfe einer etwas klareren Ausdrucksweise im Deutschen verständlicher gemacht, wenn der Sinn und der Inhalt dadurch ganz sicher nicht verändert wurden.
Auch hier vielleicht zur Verdeutlichung ein paar Beispiele:
I. In einem humorvollen und insgesamt sehr umgangssprachlich formulierten Einschub in Kapitel 30 schreibt Tom:
„Here comes AUM ladies and gentlemen! The One, the Only – the Source of All That Is, the generator of reality! All right! Let’s give AUM a big round of digital applause! Get those digits moving folks!“
Nachdem Tom vorher schon diverse Anspielungen auf binäre Systeme gemacht hat, z.B. dass man nicht nur untätig Nullen auf seinem Bewusstseins-Bildschirm zur Anzeige bringen soll, macht er nun nach der Aufforderung zum „digitalen Applaus“ das schöne Wortspiel „get those digits moving“. Zum einen meint „digits“ im Englischen „Zahlen“ oder „Ziffern“ und zum anderen „Finger“. D.h. Tom spielt hier darauf an, dass man zum Applaudieren seine Finger (Hände) bewegen und damit gleichzeitig die Zahlen im digitalen System in Bewegung bringen soll. Dieses Wortspiel lässt sich natürlich mangels derselben doppelten Bedeutung im Deutschen nicht einmal ansatzweise in der Übersetzung transportieren und weder ein „Bringt Eure Hände in Bewegung, Leute“ und noch viel weniger ein „Bringt Eure Zahlen in Bewegung, Leute“ hätten an der Stelle viel Sinn gemacht, weshalb wir ersatzweise dann zu dieser Übersetzung gelangt sind:
„Hier kommt AUM, meine Damen und Herren! Das Eine, das einzig Wahre – die Quelle von Allem was ist, der Erschaffer der Realität! Okay, lassen Sie uns AUM mit einem kräftigen digitalen Applaus begrüßen. Und Eins kann ich euch sagen, Leute: Null Einsatz zählt nicht!“
Da dieser Teil nicht wirklich die Theorie erläutert, sondern dem Leser etwas Luft beim Verdauen des Konzeptes verschaffen soll, war uns der Humor an dieser Stelle wichtiger als der konkrete Inhalt.
II. Die Überschrift von Kapitel 33 lautet im Original: „Infinity Gets Too Big for Real Britches“.
Der Satz „You’re getting too big for your britches“ (wörtlich: Du bist dabei, zu groß für Deine Hosen zu werden) ist eine amerikanische Redensart, die typischerweise von einem älteren Menschen zu einem Kind gesagt wird, welches sich gerade mit einer Aussage oder einer Handlung etwas weit aus dem Fenster gelehnt hat und nun droht deswegen möglicherweise – um in der Metapher zu bleiben – abzustürzen. Generell wird es als Warnung gegenüber jemandem verwendet, der gerade dabei ist, zu sehr anzugeben oder Anzeichen von Größenwahn zu zeigen bzw. anderweitig massiv zu übertreiben.
Tom wollte hier durch die Verwendung dieser Redensart zum Ausdruck bringen, dass Unendlichkeit als theoretisches mathematisches Konzept zwar grundsätzlich ganz interessant ist, für einen Physiker, der mit realen Dingen zu tun hat, aber in der Regel eine Unmöglichkeit darstellt und für seinen Geschmack auch etwas zu häufig in der Wissenschaft und bei anderen Gelegenheiten verwendet wird. So wie inzwischen beispielsweise die Astrophysiker von dem Konzept eines unendlich großen Universums auch abgerückt sind.
Hier hatten wir sogar noch das Glück, dass dem damaligen Admin des englischen MBT-Forums die Schwierigkeit dieser Überschrift für Übersetzer selber aufgefallen war und er dazu ein paar erläuternde Sätze geschrieben hatte.
Am Ende haben wir daraus die folgende Formulierung gemacht: „Unendlichkeit wird irgendwann selbst echtem Größenwahn zu groß“. Das ist einer der Fälle, wo wir den Inhalt der Anspielungen von Tom zwar nicht zu 100%, aber zumindest halbwegs transportieren konnten.
Weitere Beispiele aus dem zweiten und dritten Buch folgen bei nächster Gelegenheit.